Coaching - Wie eine Stunde mein Leben veränderte

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Manchmal sind es die Zufälle im Leben, die uns ganz besonders nachhaltig beeinflussen. Manchmal sind es die unerwarteten Situationen, von außen initiierte Veränderungen, die unser ganzes Leben umkrempeln. Manchmal schaut man auch zurück und fragt sich warum habe ich diesen oder jenen Weg genommen und nicht den anderen. Sich dieser Lebenslinien bewusst zu werden kann eine sehr machtvolle Erfahrung sein, aber darum soll es heute gar nicht gehen. Heute soll es um eines dieser unerwarteten Ereignisse, meine erste Coaching Erfahrung gehen und wie diese im in Nachhinein betrachtet mein Leben nachhaltig beeinflusst hat.

Bei einem meiner früheren Arbeitgeber durfte ich in meiner Rolle als Scrum Master an einem Training für Führungskräfte teilnehmen. Einer Mischung aus Trainings und Gruppen- und Einzelcoachings. Zugegeben habe ich mir damals wenig Gedanken darüber gemacht wo der Unterschied ist, zwischen Coaching und Training. Ich habe das ganze Paket gern angenommen, aus Neugier und der Chance mich weiterzuentwickeln. Das dieses Training ganz nachhaltig mein Mindset, mein Selbstbild und meine berufliche Zukunft beeinflussen sollte hatte ich nicht erwartet.

Zu Beginn eines Gruppencoaching Moduls startete der Coach mit einem scheinbar einfachen Checkin. Drei Fragen sollten beantwortet werden: “Wie fühlst du dich körperlich?”, “Wie fühlst dich geistig?” und “Wie ist dein seelischer Zustand?”. Wobei die körperliche und geistige Fitness auf eine Skale von 0-100 Prozent eingeordnet werden sollte. Klang einfach, ich war zu dem Zeitpunkt geistig voll da, hatte keine großen mentalen Probleme nur körperlich war ich unzufrieden. Ich fuhr jeden Tag mit dem Auto quer durch die Stadt, hatte wenig Bewegung und fühlte mich unfit.

Ich war zusammen mit einem Dutzend KollegenInnen in einem Meeting Raum, und der erste der dran war. Ich beantwortete brav und ohne Hintergedanken die Fragen. Dann kam eine Frage vom Coach: “Was braucht es für dich damit sich dein körperliches Gefühl verbessert?”

Mit dieser Frage begann ein über eine Stunde dauernder Dialog zwischen ihm und mir. Denn die Antwort: “Mehr Bewegung.”, war ihm nicht genug. War irgendwie auch mir nicht genug und so begann eine Reise. Mit Sport zu starten fiel für mich aus, keine Lust, keine Zeit, Kindheitserinnerungen. Also sollte die Bewegung in den Alltag integriert werden. Irgendwann kam ich auf meinen Arbeitsweg, den Wunsch mit dem Rad zu fahren und das Auto stehen zu lassen. Aber das war nicht so einfach. Die einzelne Strecke mit 18 Kilometern und 300 Höhenmetern war einfach ein zu großes Hindernis. Der Schweinehund zu groß, die Kondition schien mickrig, aber ich wollte es schon schaffen. Also machte der Coach weiter.

Irgendwann fiel mein Blick auf die Uhr. Eine Stunde war vergangen. Erst jetzt wurde mir klar da saßen noch KollegenInnen im Raum. Die waren alle nach mir noch dran. Die hörten alle zu. Dem Coach war das scheinbar egal. Er arbeitete weiter mit mir, wir beide in einer Blase in der sich alles um meinen Bewegungsmangel und das Fahrradfahren drehte. Die Uhr riss mich aus der Blase heraus, brachte mich ins schwitzen und der Wunsch wurde in mir groß jetzt doch zum Ende zu kommen. Ich wollte einfach nur weg, wollte das der Coach mir einen Plan vorgibt. Aber das tat er nicht, er lies mich nicht gehen.

Ich suchte nach trivialen Lösungen, die mich motivieren würden mit dem Rad zu fahren. Der Coach zerfetzte sie in der Luft, all die Türchen der Banalität, die ich mit meinen panischen Gedanken öffnete schlug er mir vor der Nase wieder zu. Erst als ich selbst daran glaubte es zu schaffen und einen Plan hatte, der realistisch klang, ließ er locker. Ging meine Anspannung zurück. Strömte wieder Luft in meine Lungen und verteilte sich durch den Körper, Endorphine tobten sich in meinem Gehirn aus.

Soll ich ehrlich sein? Ich habe damals nicht kapiert was da passiert war. Ich war an dem Morgen nicht ins Büro gefahren um dieses Thema zu besprechen aber ich hab es zugelassen. Vielleicht auch gerade weil ich nicht diese Tiefe des Dialogs erwartet hatte. Ich hatte an diesem Morgen auch eigentlich nicht das Gefühl, das ich dieses Thema klären müsste. Aber wenn ich heute daran zurück denke, bin ich unglaublich dankbar. Nicht weil ich kurz darauf in einem E-Bike die Lösung für mein Problem fand sondern weil ich in dieser Stunde erfahren habe wie mächtig Coaching sein kann.

Die inhaltliche Reise war dabei für mich begleitet von einem Karussell der Emotionen. Eingangs war ich sicher und locker unterwegs, dachte ich doch es geht nur um einen typischen Checkin. Dieses wich aber schnell einer Irritation und Unsicherheit. Ist das jetzt passend hier in der Runde war da sicher ein großer Gedanke. Ja war es wohl sonst würde der Coach nicht an dem Thema dran bleiben, das verschaffte mir Sicherheit. Da es kein neues Thema für mich war mischten sich aber auch Hilflosigkeit, Verzweiflung bis hin zu Fluchtgedanken darunter. Am Ende war ich platt, erleichtert, tatendurstig. Der Coach hatte nicht locker gelassen, hatte mich durch den Prozess begleitet und mein Thema nie aufgegeben.

Erst deutlich später wurde mir klar sehr mir die Haltung des Coaches geholfen hatte. Er war unnachgiebig und zielstrebig gewesen, aber auch neutral und wohlwollend. Empathisch hatte er mich immer wieder auf den Weg zurück geholt, mir Leitplanken geboten um mich zum Ziel zu leiten. Er hat in dieser Situation mein Bild von Coaching geprägt.

Inzwischen habe ich viel und aktiv über Coaching gelernt, war selbst in der Rolle des Coaches unterwegs und habe mir Unterstützung von anderen Coaches geholt. Jede dieser Erfahrungen war anders, aber allen gemein war der sichere Raum den ein Coaching bietet. Eine lösungs- und handlungsorientierte, wertfreie aber trotzdem realistische Blase. Coaches machen keine Versprechen, sie bieten einen Rahmen, begleiten. Sie machen Angebote und beraten nur punktuell wenn es wirklich sinnvoll erscheint. Damit ist Coaching für mich eine sehr reine Form der intrinsischen Lösungs- und Entscheidungsfindung. Bezogen auf mein Thema damals war es egal wie ich zu mehr Bewegung komme: Es musste realistisch und von mir in Eigenverantwortung angestrebt werden.

Wen es noch interessiert, die anderen Checkins dauerten ähnlich lange, behandelten verschiedenste Themen. Der Nutzen für die Gruppe? Wir erlebten live Coaching als Werkzeug in der Führung von Mitarbeitern und Menschen.

Entdeckung des Coachings - Wie eine Stunde mein Leben veränderte

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