Vom Stress zum Burnout - Verstehen, Vorbeugen, Verarbeiten

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Stress ist ein allgegenwärtiger Teil unseres Lebens. Für Menschen mit introvertiertem oder hochsensiblem Temperament gilt dies in unserer mit Reizen überfluteten Realität mehr denn je. Dabei ist Stress nicht in erster Linie etwas Krankhaftes, sondern Teil einer physischen Reaktion unseres Körpers auf eine äußere Bedrohung.

Der Körper reagiert situationsbedingt mit der Ausschüttung von Hormonen wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin, um sich zur Reaktion bereit zu machen. Somit hat situativer, kurzzeitiger Stress sogar eine leistungsfördernde Wirkung. Landläufig spricht man dann oft von positivem Stress. Lampenfieber ist dabei ein gutes Beispiel: Die Panik, bevor man auf die Bühne tritt, verschwindet plötzlich und weicht nicht selten einer grandiosen Performance. Anders ist es jedoch, wenn die belastende Situation anhält und in langanhaltende emotionale Überlastung, Erschöpfung und Gefühle von Unzulänglichkeit übergeht. Dann spricht man von Burnout, dessen Auswirkungen fatal sein können.

Häufig wird dies allein auf hohe Arbeitslast zurückgeführt. Jedoch ist Burnout kein reines Phänomen der Arbeitswelt. Auch persönliche Umstände, globale Krisen können einen Burnout befördern. Paradoxerweise beobachtet man Burnout-Symptome auch bei eigentlich hochmotivierten Menschen in sozialen, ökologischen oder politischen Umfeldern. Hier ist es dann oftmals die Leidenschaft für die eigene Arbeit, welche die Selbstfürsorge hinten anstehen lässt.

Nach meiner Beobachtung ist das Risiko, in einen Burnout zu rutschen, für introvertierte und hochsensible Personen nochmals höher. Die allgemein reizüberflutete Welt führt zu einer emotionalen Grundbelastung. Fehlende ruhige, natürliche Räume zur Freizeitgestaltung in Großstädten zahlen dann zusätzlich negativ auf das Erholungskonto ein. Hinzu kommt weiter, dass die Gruppe der Introvertierten und Hochsensiblen sich nicht selten intensiver mit ihrer Arbeit identifizieren und viel Leidenschaft entwickeln, was sie dazu verführt, auf geeignete Pausen und Selbstfürsorge zu verzichten.

Praktizierte Achtsamkeit in der Natur in Form von Waldbaden, Spaziergängen, Meditationen oder Yoga stellen wertvolle präventive Maßnahmen gegen einen Burnout dar. In meinem Wald- und Naturcoaching kombiniere ich diese Ansätze mit systemischen Coachingmethoden. Klient:innen profitieren dabei vom Aufenthalt in der Natur und erfahren Unterstützung bei der Selbstreflexion, dem Bestimmen der eigenen Grenzen oder der Analyse ihres Umfeldes.

In diesem Blogbeitrag möchte ich anhand des Burnoutmodells von Herbert Freudenberger und Gail North mehr Licht auf die oft schleichende Entwicklung von Burnout werfen. Weiter möchte ich diskutieren, wie Coaching, insbesondere das Coaching in Wald und Natur, bei der Vorbeugung und Bewältigung helfen kann.

12 Stufen eines Burnouts nach Freudenberger & North

Ein Burnout beginnt nicht erst, wenn du am Boden liegst und komplett zerstört bist. Es ist meist ein langwieriger Prozess mit vielen Stufen und Warnzeichen. Weiter ist es keine Treppe, die man hinaufstolpert, sondern nicht selten ein Auf und Ab, das verschleiert, wie tief man bereits im Burnout steckt. Mit Achtsamkeit, Selbstreflexion und Konsequenz lässt sich ein Burnout frühzeitig erkennen und aufhalten. Coaching kann dich in diesem Prozess begleiten und unterstützen.

Freudenberger & North definierten für den Verlauf eines Burnouts folgende 12 Stufen:

Stufe 1 - Du fühlst ein starkes Bedürfnis, dich zu beweisen oder ein Ziel zu erreichen.
Stufe 2 - Du arbeitest härter, um das hohe Pensum zu bewältigen.
Stufe 3 - Du vernachlässigst dich selbst und deine Bedürfnisse.
Stufe 4 - Du bemerkst jetzt, dass etwas nicht stimmt, und suchst nach Schuldigen.
Stufe 5 - Du passt deinen inneren Kompass an deine Realität an.
Stufe 6 - Du verdrängst deine Probleme, die mit Arbeitsstress zusammenhängen.
Stufe 7 - Du ziehst dich aus sozialen und familiären Beziehungen zurück.
Stufe 8 - Dein Verhalten gegenüber engen Vertrauten verändert sich.
Stufe 9 - Du fühlst dich nicht mehr als Person.
Stufe 10 - Du fühlst dich zunehmend leer, und das Risiko für Substanzmissbrauch steigt.
Stufe 11 - Du fühlst dich deprimiert, verloren und absolut erschöpft.
Stufe 12 - Du erreichst den Punkt des psychischen und physischen Zusammenbruchs.

Je weiter du auf dieser Treppe gehst, umso schwerer wird es, wieder zum Normalzustand zurückzukehren. Die Wirksamkeit von Coaching nimmt selbstredend ab, je weiter du dich in den Burnout, diesen Strudel aus Überlastung, Anspannung und fehlender Erholung, ziehen lässt. Im Folgenden gehe ich jetzt darauf ein, wie sich Coaching auf den verschiedenen Stufen einsetzen lässt. Zur besseren Übersicht habe ich dabei einige der Stufen zusammengefasst.

Das Anfangsstadium - Stufen 1 - 4

Gerade im Anfangsstadium ist es schwer, zwischen hoher Arbeitslast und chronischer Überlastung zu differenzieren. Die psychischen Auswirkungen auf dich sind gering, und im besten Fall helfen dir ausreichend Schlaf und Regeneration über die noch kleinen Krisen hinweg. Umso wichtiger ist es zu hinterfragen, warum man sich, trotz hoher Motivation, plötzlich nach dem Wochenende sehnt oder morgens unendlich müde aufwacht.

Ein wichtiger Indikator für einen Burnout kann die Suche nach Schuldigen sein. Wenn das Gefühl aufkommt, in einer Tretmühle zu stecken, keine Zeit mehr für Pausen zu haben und alle anderen Schuld an der Misere sind.

In Unternehmen können jetzt präventive Strukturen ihre Wirkung entfalten. Regelmäßige Gespräche auf Augenhöhe mit Führungskräften, internen Coaches oder auch moderierte Feedbackschleifen im Team können helfen, frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen und die Arbeitsbelastung zu reduzieren oder besser zu verteilen. Ausgebildete Ersthelfer:innen für mentale Gesundheit können zusätzliche Ansprechpersonen im Unternehmen sein, die dich jetzt unterstützen.

Du selbst solltest immer genügend Zeit für deine Selbstfürsorge einplanen. Auch wenn am Abend oder Wochenende deine Familie und Kinder auf dich warten. Erkläre ihnen, dass du auch Zeit für dich brauchst; lass sie nicht zu deinem zweiten Job werden. Du solltest auf Platz 1 stehen, denn nur wenn es dir gut geht, kannst du gut zu deinen Liebsten sein. Allgemein führt eine gute Erholungsstrategie auch dazu, dass du Zeit für dein soziales Umfeld gewinnst und dich dieses im Umkehrschluss wiederum unterstützen kann.

Coaching kann dir in dieser Lage ganz allgemein helfen, deine Erwartungen, dein Umfeld und deine eigenen Grenzen zu verstehen und wirksam zu kommunizieren. Im Sinne der Prävention kann Coaching auch dir als Führungskraft helfen, Organisationsstrukturen und -dynamiken besser zu verstehen und Warnzeichen für eigene Erschöpfung oder Erschöpfung deiner geführten Personen zu erkennen. Beratend kann ich dir dabei auch Strategien an die Hand geben, mit denen du ein gesundes Verhältnis zu deinen Mitarbeiter:innen hältst und ein nachhaltiges Umfeld für sie schaffst.

Der Einstieg in die psychische Krise - Stufen 5 - 8

Werden die Frühwarnzeichen ignoriert und Selbstfürsorge bagatellisiert, stellen sich nun psychische Veränderungen ein. Zuerst stellst du vermutlich deine eigenen Werte immer weiter zurück und richtest dich an der anhaltenden belastenden Situation aus. Das hat schnell Auswirkungen auf dein Verhalten.

Du ziehst dich in deine Arbeit zurück, beginnst, Erholung in trivialen Aktivitäten wie Netflix oder Onlinespielen zu suchen. Dein soziales Umfeld betrachtest du zunehmend als zusätzliche Belastung, streitest aber gleichzeitig ab, dass deine Arbeit oder du selbst etwas damit zu tun hat. Du beginnst, dich persönlich zu verändern, und Konflikte mit geliebten und vertrauten Personen häufen sich.

Gerade diese Konflikte solltest du hinterfragen! Streit um banale Dinge ist nicht normal und mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine negative Veränderung in deinem sozialen Umgang zurückzuführen. Es ist ein Warnsignal, das du ernst nehmen solltest. Hör auf deine Liebsten und vertrauten Personen.

Spätestens in dieser Phase nimmt auch deine Leistungsfähigkeit ab. Selbst in Unternehmen mit unzureichenden präventiven Maßnahmen wird dies erkannt und hoffentlich adäquat reagiert. Leider ist es aber teilweise auch die Realität, dass der Fokus auf der sinkenden Leistungsfähigkeit liegt und nicht auf den Ursachen.

Als Coach kann ich dich als betroffene Person unterstützen, aber auch Führungskräfte und Personen in Verantwortung für die mentale Gesundheit im Unternehmen. Der Umgang mit Personen im Burnout kann durchaus zur Belastung werden, bei dem ich zur Supervision raten würde, aber gern auch bei konkretem Lösungsbedarf mit Coaching im Einzel- oder Gruppensetting.

Aus der Perspektive des Naturcoachings bist du jetzt aber genau richtig bei mir. Denn wir werden dein Thema an einen ganz neuen Ort tragen. Nicht in einem Meetingraum, nicht in einem Onlinecall, sondern raus in einen Wald, raus in die Natur. Damit kommst du automatisch in den Genuss einer stärkenden Umgebung, und ich werde dir gegebenenfalls auch Achtsamkeitsübungen an die Hand geben, die du in deinen Alltag übernehmen kannst. Ein längerer gemeinsamer Ausflug im Rahmen eines halb- oder ganztägigen Waldcoachings kann jetzt besonders wirksam für dich sein.

Als Betroffene:r befindest du dich jetzt aber bereits an der Grenze zu einer ernsthaften psychischen Erkrankung, und damit nimmt auch der Handlungsspielraum für mich als Coach immer weiter ab. In diesem fortgeschrittenen Stadium sei daher besonders darauf hingewiesen, dass Coaching keine Lösung für einen Burnout ist. Coaching setzt voraus, dass du bereit und willens bist, dich mit aller verfügbaren Energie auf deinen Weg in die Normalität zu begeben.

Der Kollaps - Stufen 9 - 12

Bist du dir bis hierher noch nicht bewusst geworden, dass etwas nicht stimmt, setzen jetzt ernsthafte Probleme ein. Dein Handlungsspielraum, dich aus der Spirale des Ausbrennens zu befreien, hat sich massiv verkleinert. Depressive Symptome, Substanzmissbrauch und Suizidgedanken sind die Folge. Dein soziales Umfeld ist geschrumpft, der Druck durch dein Problem schränkt deine Leistungsfähigkeit ein, und du bist einfach nicht mehr du selbst.

Ich will ehrlich sein, dich jetzt noch zu befreien, wird vermutlich mit drastischen Schritten verbunden sein. Du wirst vielleicht deinen Job kündigen und eine längere Auszeit brauchen, um wieder ein normales, geregeltes Leben führen zu können. Die Konsultation eines Therapeuten ist jetzt in meinen Augen eine klare Notwendigkeit.

Als Coach kann ich jetzt aber insbesondere für dein Umfeld da sein und dieses, dabei unterstützen, die Situation zu meistern und dich somit indirekt auf deinem Weg zu unterstützen.

Mit der Natur gegen den Burnout

Zusammenfassend gesagt sind gute Selbstreflexion, achtsames Verhalten und eine gesunde Selbstfürsorge die besten Schutzmaßnahmen gegen einen Burnout. Wald- und Naturcoaching unterstützt dich und dein Umfeld in allen Phasen eines Burnouts und bei der Bewältigung der Folgen. Die Natur schafft dabei einen Gegenpol zur oft hektischen Dynamik deines Alltags mit vollen Kalendern, überquellenden To-do-Listen und quälenden Deadlines. Sie bringt etwas Beruhigendes in dein Leben, das dich in deiner Erschöpfung so annimmt, wie du eben bist.

Coaching in der Natur hilft dir, einen Gang runterzuschalten. Bewegung, frische Luft und der Wechsel in den natürlichen Raum sorgen für eine Entschleunigung und die Entkopplung vom Alltag. In mein Coaching integriere ich für dich nach Bedarf Übungen in Achtsamkeit und Phasen der Stille.

Gerade wenn du dich in einer akuten Phase der Überlastung befindest, kann ein Tag in der Natur dir helfen, wieder zu dir selbst zu finden. Ich bin dann als dein Begleiter bei dir und unterstütze dich mit Fragetechniken und Interventionen im Grünen. Gerade für dich, der du dich von Überlastung und Burnout betroffen fühlst, bietet mein Coaching in Wald- und Natur die perfekte Basis, dich auf den Weg zu Besserung und neuem Wachstum zu machen.

Photo by Tara Winstead from Pexels: https://www.pexels.com/photo/skeleton-on-a-laptop-8386574/

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