Blog - Bessere Meetings und Entscheidungen im Grünen

coaching outdoor-facilitation workshops

Wie wäre es, Entscheidungen nicht im Meetingraum, sondern draußen unter freiem Himmel zu treffen? In diesem Beitrag zeige ich, warum Natur unsere Aufmerksamkeit stärkt, kreatives Denken fördert und impulsives Handeln reduziert – wissenschaftlich belegt und mit praktischen Beispielen für Workshops, Teamformate und Projekt-Kickoffs.

Natur als Co-Moderator: Bessere Meetings und Entscheidungen im Grünen

Letzte Woche durfte ich es wieder beobachten: Mit jedem Schritt raus aus dem Seminarraum und rein in die Natur veränderte sich auch die Haltung der Menschen. Beim ResilienzWalk mit den Teilnehmenden des BediRa ResilienzCamps an der EHS Dresden war das deutlich spürbar. Was erst mit innerer Unruhe und Anspannung begann, wandelte sich schnell in Offenheit, Neugier und kreative Energie.

Ähnliches zeigte sich auch beim Walk & Talk Meetup in Dresden. Menschen kamen zusammen, bildeten Gruppen, die sich im Laufe der Zeit durchmischten, während die Themen wechselten. Menschen, die sich sonst nie begegnet wären, fanden zueinander – und neue Ideen wurden geboren.

Warum Natur unsere Entscheidungsfähigkeit stärkt

Dass Aufenthalte in der Natur unsere Aufmerksamkeit verbessern und impulsives Verhalten reduzieren, ist inzwischen gut wissenschaftlich belegt. Studien zeigen, dass selbst kurze Naturerfahrungen die exekutive Kontrolle stärken und die Fähigkeit zur fokussierten Aufmerksamkeit verbessern (Strayer et al., 2024). Auch die sogenannte Attention Restoration Theory (Kaplan & Kaplan, 1989) erklärt diesen Effekt: Natürliche Umgebungen helfen unserem Gehirn, sich von kognitiver Ermüdung zu erholen.

Wieder andere Studien zeigen, dass die visuelle Exposition gegenüber natürlichen Umgebungen die Selbstkontrolle fördert und gesündere, langfristig orientierte Entscheidungen unterstützt (Berry MS et al., 2020). In ihrer Studie führten sowohl die Betrachtung von Naturfotos als auch reale Spaziergänge in der Natur zu weniger impulsiven und nachhaltiger orientierten Entscheidungen. Kurz gesagt: Die Natur hilft uns, den sprichwörtlichen kühlen Kopf zu bewahren.

Und genau diese Klarheit und Offenheit brauchen wir, wenn wir gute Entscheidungen treffen oder komplexe Themen besprechen wollen.

Drei praktische Ansätze für Natur-Workshops und Entscheidungsformate

1. Abstraktion durch Naturmaterialien – Prototyping im Grünen

Statt Post-its oder Lego-Steinen lassen sich Naturmaterialien wie Äste, Steine, Blätter oder Moos nutzen, um Gedanken sichtbar zu machen. Dieser Ansatz folgt dem Hand-Hirn-Prinzip: Durch das Bauen mit den Händen entstehen neue Denkmuster. Radikale Reduktion hilft dabei, auf das Wesentliche zu fokussieren.

Beispiel: Ein Team könnte Naturmaterialien nutzen, um die aktuelle Teamdynamik oder eine zukünftige Vision sichtbar zu machen. Es geht dabei nicht um eine perfekte Skulptur, sondern um einen kreativen und ehrlichen Gesprächsanlass mit viel Tiefgang. Auch in Strategie-Workshops lässt sich diese Methode einsetzen: Teams können mit Naturmaterialien Zukunftsbilder, Prozesse oder Entscheidungsoptionen modellieren. Der spielerische Zugang senkt mentale Barrieren und schafft Raum für neue Ideen.

2. Reflexion in Bewegung – Walking Slow Dating

Ob als Einzelcoaching oder als Gruppenformat: Reflexionsgespräche in der Bewegung verändern den Gesprächsfluss. Die Hemmschwelle sinkt, Gedanken fließen freier. Besonders wirksam: Die “Slow-Dating”-Variante für Gruppen. Hier spricht jede:r in festgelegten Zeitfenstern mit wechselnden Partner:innen über ein gemeinsames Thema, bevor die Erkenntnisse in der Gruppe geteilt werden.

Beispiel:
Um die Frage „Was hindert uns aktuell an schnellerem Handeln?“ zu beleuchten, könnte ein Team die Slow-Dating-Methode nutzen. Jede:r hätte pro Gespräch fünf Minuten Zeit, um sich mit wechselnden Partner:innen auszutauschen. Nach drei Runden ließe sich das Thema aus völlig neuen Blickwinkeln betrachten.

Auch bei Projekt-Kickoffs, Teambuilding-Events oder Feedbackrunden lässt sich dieses Format einsetzen: Die wechselnden Perspektiven fördern den Austausch und bauen mögliche Spannungen ab. Die Bewegung unterstützt dabei die Selbstregulation – ein Effekt, den auch die Forschung zum Einfluss von Natur auf Stressabbau bestätigt (Kaplan & Kaplan, 1989).

3. Räume öffnen, Denken weiten - Liberating Structures unter freiem Himmel

Das Schöne an den meisten Liberating Structures ist, das sie von offenen Räumen profitieren. So lassen sie sich wunderbar in der Natur umsetzen. Ob “1-2-4-All” unter Bäumen oder “Appreciative Interviews” auf einer Wiese – die Natur wird zum Co-Host. Der Verzicht auf klassische Meeting-Requisiten wie Flipcharts oder Beamer sorgt dafür, dass die Gespräche authentischer und fokussierter verlaufen.

Beispiel:
In einem Strategie-Workshop könnte ein Team die Struktur “TRIZ” draußen auf einer Lichtung nutzen, um kreative Blockaden zu lösen. Die Kombination aus Bewegung, Weite und frischer Luft dürfte zu überraschend mutigen Ideen führen.

Auch Formate wie “Open Space” oder “World Café” lassen sich ins Freie verlegen. Hier profitieren Gruppen besonders vom Perspektivwechsel: Die Umgebung regt zum freien Denken an und senkt den sozialen Erwartungsdruck, der in klassischen Meetingräumen oft spürbar ist.

Typische Anwendungsfelder für Natur-basierte Entscheidungsformate

Die Vielfalt an Methoden ist groß – und ebenso vielfältig sind die Themen, bei denen Natur als Entscheidungsumgebung unterstützen kann. Ob strategische Weichenstellungen, Teamzusammenhalt, kreative Ideensammlung oder Veränderungsprozesse: Die Natur bietet für viele Fragestellungen den passenden Rahmen.

  • Strategieworkshops: Wenn große Linien und mutige Entscheidungen gefragt sind.
  • Projekt-Kickoffs: Um von Anfang an Kreativität, Offenheit und Teamgeist zu fördern.
  • Teamentwicklungen: Um Konflikte zu lösen oder neue Wege der Zusammenarbeit zu entwickeln.
  • Change-Prozesse: Um Ängste abzubauen und neue Perspektiven zu fördern.
  • Feedback- und Retrospektiven: Für offene und ehrliche Reflexionen ohne die Begrenzungen eines Meetingraums.
  • Team-Building-Tage: Um Spaß, Verbindung und gemeinsame Erlebnisse in den Vordergrund zu stellen.

Fazit: Natur als Katalysator für bessere Meetings und Entscheidungen

Wer gute Entscheidungen treffen will, sollte den Raum dafür bewusst wählen. Natur bietet mehr als nur eine schöne Kulisse. Sie unterstützt unsere Wahrnehmung, senkt Stresslevel, fördert soziale Offenheit und eröffnet neue Perspektiven.

Vielleicht ist dein nächstes wichtiges Meeting also nicht im Konferenzraum, sondern auf einer Wiese, einem Waldweg oder an einem Flussufer.


Wenn du dabei Unterstützung möchtest oder Lust hast, eines deiner nächsten Teamformate gemeinsam mit mir in die Natur zu bringen – melde dich gern bei mir. Ich begleite Teams und Gruppen dabei, draußen neue Perspektiven zu entdecken und Entscheidungsprozesse neu zu denken.

Ähnliche Beiträge