Du fragst dich vielleicht: Wie sieht eigentlich dieses Coaching aus? Vor allem, wie sieht ein Coaching in der Natur aus? Ich möchte dir heute anhand einer Situation aus der Praxis erläutern, wie es ablaufen kann, wenn du mit mir im Coaching draußen in der Natur unterwegs bist.
Anhand eines Beispiels möchte ich dir beschreiben was dich bei der Arbeit mit mir erwartet. Selbstverständlich ist der Inhalt der Dialoge stark vereinfacht, es fallen keine Namen und meine Klient:in hat dem Beitrag vorher zugestimmt. Denn dein Thema und was wir gemeinsam besprechen bleibt zu 100% unter uns.
WAS IST COACHING?
Bevor ich in die konkrete Situation abtauche, möchte ich noch einmal ganz kurz erklären, was Coaching überhaupt ist. Für mich ist dies wichtig, denn es handelt sich dabei nicht um einen geschützten oder klar definierten Begriff.
Im Rahmen meiner Arbeit sehe ich Coaching als einen Prozess, bei dem ich dich dabei unterstütze, deine eigenen Antworten auf berufliche oder persönliche Herausforderungen zu finden. Es geht nicht darum, dir fertige Lösungen vorzusetzen. Stattdessen stelle ich Fragen, die dich zum Nachdenken anregen, und biete Übungen an, die dir helfen, deine Situation aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Mein spezielles Coaching Konzept setzt zusätzlich auf den Wald und die Natur als Co-Coach um dich als Klient:in bestmöglich zu unterstützen.
Wir fokussieren uns darauf, was du wirklich willst, erkunden deine aktuellen Herausforderungen und überlegen gemeinsam, wie du deine Ziele erreichen kannst. Ich bin dabei eher ein Begleiter als ein Berater: Ich halte den Raum für deine Gedanken und unterstütze dich dabei, deine eigenen Lösungen zu entwickeln.
Der Coaching-Prozess ist ein Dialog zwischen uns, der sich in Zyklen vollzieht. Jedes Gespräch baut auf dem vorherigen auf und bringt dich deinen Zielen Schritt für Schritt näher.
Im folgenden möchte ich dir, anhand eines konkreten Falles, einen Einblick in meine Arbeit geben. Speziell wird es dabei um die Arbeit mit Emotionen und Assoziationen in der Natur gehen.
DAS FALLBEISPIEL
Gemeinsam mit meiner Klient:in war ich zum Coaching auf einem Spaziergang unterwegs. Wir waren dabei draußen an den Elbwiesen und nicht im Wald, denn es war klirrend kalt und es lag noch Schnee. Da es auch das erste Mal war, dass wir über das Thema sprachen wäre der Aufwand weiter und länger in einen Wald zu gehen nicht gerechtfertigt gewesen.
Meine Klient:in berichtete mir über einen Konflikt in ihrem Arbeitsumfeld. Eine langjährige Kolleg:in machte ihr zu schaffen, sie schien sich gegen jede Veränderung zu stemmen und die Stimmung im Team wurde immer schlechter.
FRAGEN ÜBER FRAGEN
Wir liefen durch den Schnee, und ich ließ sie in sich hineinspüren:
Woran machst du die Negativität deiner Kolleg:in fest? Wie fühlt sich diese Negativität an für dich? Wie klingt ihre Stimme wenn sie spricht? Wie sind ihre Worte gewählt? Wie fühlt sich das an, wenn sie in ihre Negativität verfällt? Hat die Stimme einen besonderen Klang? Was spürst du sonst noch außer den Klang?
Die Fragen wirken vielleicht von außen als hätten sie nichts mit dem Thema meiner Klient:in zu tun, jedoch zielen sie darauf ab sich bewusst zu machen, wie eine Situation auf den verschiedenen Sinneskanälen - sehen, hören, riechen, fühlen, schmecken - wahrgenommen wird. Es macht die Situation viel plastischer und begreifbarer.
Ein Vorgehen das aus der neurolinguistischen Programmierung stammt und das darauf abzielt innere Bilder zu erschaffen und Situationen aus der Ferne ins Jetzt des Coachings zu holen. Im Kontext dieses Coachings zu einem Konfliktthema, sollte es für meine Klient:in leichter werden Gemeinsamkeiten zum Gegenüber zu finden. Es sollte ermöglichen Wege zu erforschen welche den negativ wahrgenommenen Zustand ins positive verändern. Vielleicht ist die Stimme der Kolleg:in auch manchmal anders? Was muss passieren damit sie weicher, wärmer und nicht mehr verletzend klingt?
Auch hilft das Vorgehen scheinbar sachliche Themen emotional begreifbar zu machen. Es sagt sich leicht: “Er / Sie hat Schuld weil…”, aber was macht es tatsächlich mit dir? Welche Emotionen werden geweckt, welche Bedürfnisse verletzt? Für meine Klient:in beginnt damit eine Reise in ihre eigene Wahrnehmung. Das Problem wandert von der im außen befindlichen Situation ins Innere, denn nur dort kann Coaching helfen.
Die Arbeit mit den inneren Bildern nutze ich häufig und über den gesamten Prozess verteilt. Denn es gibt mir als Coach die Möglichkeit, an bestimmten Situationen anzusetzen und im Verlauf zu prüfen ob eine positive Veränderung für meine Klient:in eingetreten ist. Es ist ein starker Anzeiger ob wir auf der Stelle treten oder gar in eine falsche Richtung laufen. Denn am Ende ist das Ziel eine negative Stimmung hinter sich zu lassen und mit einem positiven Ausblick an die Lösung heranzutreten.
DIE NATUR ALS CO-COACH
Aber zurück zum Fallbeispiel. Die emotionale Spannung meiner Klient:in wurde schnell spür- und greifbar. Zwischen meiner Klient:in und ihrer Kollegin scheint es kräftig zu reiben. Vielleicht sogar im ganzen Team. Meine Klient:in beschreibt Immer wieder den Widerstand und den Unwillen ihrer Kolleg:in zu Veränderung. Auch wenn ich als Coach den Konflikt nicht für meine Klient:in lösen kann, so ist es doch mein Ziel ihr zu einem Perspektivwechsel zu verhelfen.
In der konkreten Situation mit meiner Klient:in bekam ich aber noch weitere Unterstützung, denn wir waren, wie das für meine Coachings so üblich ist, draußen unterwegs. Nicht im Wald, sondern nur am Elbufer. Aber auch am Elbufer gibt es viele natürliche Strukturen, die es für die Arbeit im Naturcoaching braucht. Da liegen Steine herum, stehen Büsche und Bäume. Sicherlich ist dabei viel künstlich angelegt doch gibt es auch genügend Orte an denen nicht die Symmetrie der Stadt- und Landschaftsarchitekten dominiert.
Und tatsächlich kamen wir an einer Gruppe von Bäumen vorbei, welche man einfach hatte wachsen lassen. Ich bat meine Klient:in: „Schau dich doch mal um. Achte auf die Bäume, die Stämme und wie sie stehen. Findest du hier vielleicht einen Baum, der eine gewisse Ähnlichkeit mit deiner Kolleg:in hat?“
Sie musste gar nicht lange suchen, fast sofort sagte sie lachend: „Ja, klar, der da hinten, wo wir gerade vorbeigekommen sind.“ Wir gingen also zurück zu einer Gruppe von Kirschbäumen. Einer von den Bäumen stach tatsächlich heraus. Die meisten der Bäume waren noch junge, schlanke Bäume. Ein Baum jedoch hatte einen kräftigen, knorrigen, schartigen Stamm mit einer dicken Borke. Ich fragte meine Klient:in, obwohl ich es schon ahnte: „Und welcher von den Bäumen hier repräsentiert deine Kolleg:in?“
Es war tatsächlich der knorrige Baum. Der Baum stand ein wenig schief, vom Wind in eine Richtung gedrückt, wie eigentlich alle Bäume, aber dieser irgendwie besonders. Der Stamm unterhalb der Veredelungsstelle war stark verholzt, er war dick gewachsen und hatte eine dicke, tiefe Narbe gebildet. Seine Baumkrone reckte sich mit dicken Ästen in alle Richtungen, wie die Tentakel eines Tintenfisches.
Ich fragte meine Klient:in, was sie denn für Gemeinsamkeiten zwischen ihrer Kolleg:in und diesem Baum entdecken könnte. Sie wählte einige prägnante Eigenschaften des Baumes aus: Die dicke Borke wirkte abweisend, die tentakelartige Baumkrone so als würde dieser Baum alle anderen von sich wegschieben.
Als nächstes wechselten wir ein wenig die Perspektive. Wir umrundeten die Baumgruppe ein wenig, betrachteten sie von allen Seiten. Meine Klient:in entdeckte noch einen weiteren Baum, der ein ganzes Stück weg stand – ein großer Baum, der alle anderen deutlich überragte. Sie meinte: „Das könnte mein Chef sein, da drüben. Der beobachtet das Ganze. Er greift aber nicht ein, wei er einfach zu weit weg ist.“ Und sie fand in der Gruppe der Bäume tatsächlich auch einen von dem die sagte: „Da, das da in der Mitte, das könnte ich sein. Und die anderen Bäume, das könnte dann das ganze Team sein, die stehen ja auch alle so nah darum herum.“
VERÄNDERUNGEN
Es war spannend, wir unterhielten uns eine ganze Weile über die Bäume, wie sie zueinander standen, wie sie sich vielleicht verhielten. Aus dem Gespräch entstand schließlich eine neue Perspektive für meine Klient:in. Die knorrige Alte, die scheinbar immer gegen jede Veränderung war, hatte plötzlich eine neue Facette bekommen. Sie stand vor allen Anderen im Wind und schützte sie so vor heftigen Böen. Würde sie umstürzen, würde er nicht auf die anderen drauf fallen, sondern mit seiner weit ausladenden Krone die anderen Bäume umarmen, zumindest aber zwischen sie fallen.
Und noch etwas fiel dabei auf: Wenn die knorrige Alte weg wäre, wenn sie wirklich umgestürzt und entsorgt worden wäre, dann würde ein anderer Baum seine Stelle einnehmen. Zufällig der den meine Klient:in für sich selbst gewählt hatte. “Tatsächlich könnte das irgendwie die Konstellation in meinem Unternehmen sein.”, meinte meine Klient:in dazu.
Meine Klient:in ging aus dieser Sitzung mit einer komplett neuen Perspektive über ihre Kolleg:in hinaus. In dieser neuen Perspektive war die Kolleg:in nicht nur egoistisch, rau und abweisend. Sie hatte jetzt auch Aspekte hinzugewonnen. Hinter der rauen Fassade steckte jetzt jemand der das Team vor widrigen Veränderungen schützen will. Es war die Frage entstanden: Was ist da in der Vergangenheit vielleicht passiert, das diese abweisende Haltung erst entstanden war?
Nach der Sitzung ging meine Klient:in mit einer neuen Perspektive nach Hause. Sie hatte Klarheit erlangt und aus den düsteren Emotionen war eine neue, positive Sicht erstanden. Der Konflikt war gar nicht mehr so aussichtslos und meine Klient:in hatte positive Gefühle in sich erschaffen und Hoffnung gewonnen. Sie hatte Energie getankt um den Konflikt konstruktiv anzugehen.
FAZIT
Was wir in dieser Sitzung mit Sicherheit nicht getan haben, ist diesen Konflikt zu lösen. Wir haben auch wenig über konkrete Situationen gesprochen, und das ist etwas, was Coaching ausmacht: Wir halten uns nicht an der Vergangenheit auf, wir vertiefen uns in der Regel nicht in konkrete Beispiele, denn wir können diese Ereignisse rückwirkend nicht verändern. Mit Coaching können wir aber Perspektiven verändern und Möglichkeiten erschaffen. Die Umsetzung liegt allerdings bei dir als Klient.
Die Natur im Coaching ist für mich ein wichtiger Faktor. Die frische Luft, die Ortsveränderung und die Bewegung allein haben einen positiven Effekt auf unsere Kreativität. Natürliche Strukturen, dienen aber auch als Spiegel und regen zu Assoziationen an. Dadurch vergrößert sich der Lösungsraum und ändert sich der Blickwinkel.
Dich möchte ich nun einladen das nächste Mal wenn du ein Problem hast einen Spaziergang zu machen und zu schauen ob du auch eine neue Perspektive in der Natur entdecken kannst.